Schreiben für das Web

Gut lesbar ist Text, wenn er sich nicht zu breit über die Seite zieht und andererseits auch nicht zu schmal ist. Serifenlose Schriften wie Arial, Verdana und Tahoma lesen sich gut am Bildschirm. Besondere Beachtung ist auch der Rechtschreibung und Grammatik zu schenken.
Stand 11.09.2008

Inhaltsübersicht:

  1. Online- und Print-Medien im Vergleich
  2. Text auf Webseiten
  3. Webgerechter Schreibstil

Online- und Print-Medien im Vergleich

Das Produkt Website hat sich in den vergangenen Jahren gewandelt. Es stehen nicht mehr die technischen und ästhetischen Möglichkeiten im Vordergrund, sondern die sach- und bedürfnisgerechte Vermittlung der Inhalte. Doch online gelten andere Regeln als im Print-Bereich: Ein Text im Web wird nur von 16% aller Nutzer vollständig gelesen, die Bildschirm-Lesegeschwindigkeit ist um 25-30% geringer.

Dafür hat eine Website einen entscheidenden Vorteil gegenüber anderen Medien: Es können verschiedene Sinne parallel angesprochen werden, da der Inhalt einer Website über den reinen Text hinausgeht und z.B. Grafiken, Photos, Videos, Tondokumente, Animationen, Links oder Downloads enthält. Damit kommen jedoch auch weitere Kriterien eines barrierefreien bzw. barrierearmen Webdesign zum Tragen: Neben der rein technisch sauberen Umsetzung und einem webgerechten Formulieren der Inhalte muss sichergestellt werden, dass der Informationsgehalt ergänzender Dateien wie Bilder oder Videos auch bei Nicht-Anzeige vermittelt wird, bspw. durch zusätzliche Bild- oder Video-Beschreibungen.

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Text auf Webseiten

Gut lesbar ist Text, wenn er sich nicht zu breit über die Seite zieht und andererseits auch nicht zu schmal ist. Ideal sind 26 bis 70 Zeichen pro Zeile. Bei längeren Fließtexten ist ein Teaser (dt. Lockmittel), eine Zusammenfassung des folgenden Inhaltes, zu Beginn des Textes vorteilhaft. Dieser ermöglicht es dem Nutzer, den Inhalt des Textes abzuschätzen und gibt ihm eine einführende Orientierung, was ihn im Text erwartet. Eine aktive Schreibweise mit persönlichen Fürwörtern und Zeitwörtern machen einen Text leicht verständlich und klar. Eine Formulierung wie "Wenn Sie einen Rückruf gewünscht haben, setzen wir uns mit Ihnen baldmöglichst in Verbindung." ist bspw. besser als "Ein Mitarbeiter wird sich mit Ihnen in Verbindung setzen, falls Sie dies im Formular ausgewählt haben.".

Serifenlose Schriften wie Arial, Verdana und Tahoma lesen sich gut am Bildschirm, ebenso wie Text im sog. Flattersatz, also linksbündig ausgerichtet. Die Abstände zwischen Buchstaben und Wörtern sind proportional und erleichtern das Scannen des Textes (siehe Scannen der Website). Blocksatz hingegen ist durch die vergrößerten Wortabstände schwer zu scannen. Die Schriftgröße sollte nicht unter 10 Punkt liegen und in relativen Größen angegeben werden, damit der Nutzer die Schriftgröße über die Browser-Einstellungen anpassen kann (siehe relative Schriftgrößen). Um Worte hervorzuheben, steht Fettdruck zur Verfügung. Unterstreichungen sollten ausschließlich für Verweise genutzt werden. Auch von einer übertriebenen Großschreibung ist abzuraten, da Großbuchstaben bis zu 30% langsamer gelesen werden.

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Webgerechter Schreibstil

Besonders auf Webseiten gilt es verständlich zu schreiben. Schwierig kann eine einheitliche Schreibweise werden, wenn verschiedene Redakteure an einer Website arbeiten. Sind mehrere Personen an der Pflege des Inhaltes beteiligt, ist eine unternehmenstypische Schreibkultur, das sog. Corporate-Wording, zu entwickeln und einzuhalten. Eine homogene Unternehmenssprache bezieht sich sowohl auf die Terminologie als auch auf Orthographie und Stil.

Eine ansprechende Schreibweise ist objektiv, logisch und gerade heraus. Rhetorische Fragen helfen Spannung aufzubauen und bilden Überleitungen, durch ausgewogene Argumente und das Vermeiden von Wertungen sowie Superlativen kann sich der Leser eine eigene Meinung bilden. Eine direkte Sprache vermeidet Modalwörter wie "eigentlich", "vielleicht" und "möglicherweise". Das Nennen von Namen, z.B. "Herr Max Mustermann sagte" statt "in Firmenkreisen heißt es", vermittelt Nähe, Identität und Glaubwürdigkeit. Abstrakte Substantive sind zu vermeiden, da diese statisch wirken. Verben wirken aktiver als Wörter mit der Endung -ung oder -heit, z.B. "änderte" statt "Änderung". Eine aktive Schreibweise wie bspw. "ersetzte" statt "wurde ersetzt" ist direkt und erleichtert das Verständnis.

Beispiele machen eine Beschreibung plastischer und verständlicher. Durch eine bildhafte Sprache wird Text anschaulicher, abstrakte Sachverhalte können in konkreten Bildern und Vergleichen umgesetzt werden, z.B. "mit ...qm ist ... halb so groß wie ...". Zusammengesetzte Phrasen sollten zusammen gelassen werden, bspw. "X und Y fassten den Entschluss" statt "fassten X und Y den Entschluss".

Kurze, verständlich formulierte Sätze, das Trennen langer Wörter durch einen Bindestrich sowie das Ersetzen von Fremdwörtern durch einen entsprechenden deutschen Ausdruck verbessern den Lesefluss. Sind Fachleute die Zielgruppe, dann sollte selbstverständlich die Fachsprache genutzt werden.

Besondere Beachtung ist auch der Rechtschreibung und Grammatik zu schenken. Fehler wirken sich negativ auf den Nutzer aus, wie eine vom Content Management Portal durchgeführte Umfrage zu Glaubwürdigkeitsfaktoren vom 20.07.2006 (Nachtrag: Datei nicht mehr verfügbar) "Welcher Faktor wirkt sich am stärksten auf die Glaubwürdigkeit einer Website aus?" zeigt.

Glaubwürdigkeit einer Website
Faktor Anzahl Zustimmungen Prozentsatz
Gesamt 318 100,00
Rechtschreib- und Grammatikfehler 143 44,97
Seltene Aktualisierung 87 27,36
Anonyme Quellen und Autoren 40 12,58
Mangelnde User-Freundlichkeit 39 12,26
Geringer Bekanntheitsgrad 9 2,83

Steve Krug umschreibt den für eine Webseite zu empfehlenden Schreibstil als die Kunst des Nicht-Schreibens. Im Ergebnis wird das Rauschen reduziert, der nützliche Inhalt deutlicher herausgestellt, die Webseite kürzer und damit übersichtlicher. Hauptquellen nutzloser Worte sind Happy Talk (ähnlich Small Talk) und Instruktionen. Happy Talk soll gesellig sein, ist jedoch frei von Inhalt. Instruktionen wiederum werden von Nutzern kaum gelesen.

Auch Jens Jacobsen weist auf die Problematik des Happy Talk hin. Dieser findet sich auf vielen Startseiten einer Website in Form von "Willkommen auf der Website von... Wir freuen uns, dass Sie zu uns kommen...". Höflichkeit ist zwar benutzerfreundlich, verschenkt manchmal jedoch wertvollen Platz - sachlicher Inhalt ist an dieser Stelle angebrachter (siehe Besonderheiten der Startseite).

Weiterführende Literatur:

Alkan, Saim Rolf:
Buchdeckel Texten für das Internet
Texten für das Internet. Ein Praxisbuch für Online-Redakteure und Webtexter, Seite 12 ff., Seite 83 ff. sowie Seite 139 ff.,
Galileo Press, Bonn, 2. aktualisierte und erweiterte Auflage 2004 (edition PAGE),
ISBN 3898424936
Manhartsberger, Martina und Musil, Sabine:
Buchdeckel Web Usability
Web Usability - Das Prinzip des Vertrauens, Seite 204 ff.,
Galileo Press, Bonn, 1. Auflage 2002 (Galileo Design),
ISBN 3898421872
Krug, Steve:
Buchdeckel Don't make me think!
Don't make me think! Web Usability - Das intuitive Web, Seite 44 ff.,
mitp-Verlag, Bonn, 1. Auflage 2002 (Mediendesign),
ISBN 3826608909
Jacobsen, Jens:
Symbol für 'Artikel im Web verfügbar'
Benutzerfreundlichkeit - Zum Benutzer freundlich sein,
http://www.contentmanager.de/magazin/benutzerfreundlichkeit_zum_benutzer_freundlich_sein.html, Contentmanager - Das Content Management Portal,
Datei vom 18.09.2006, Stand 15.02.2007

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